Im Rahmen der IT-Profits-Messe haben wir die Gelegenheit bekommen, eine 2‑seitiges White Paper auf dem IT-Portal der MOBKOM-Standortinitiative zu veröffentlichen.
Weiterentwicklung des Internetadressraums
Die Adressierung im Internet – das so genannte Domain Namen System (DNS) – ist elementarer Bestandteil in der Kommunikation von Unternehmen, Verwaltung und Bürgern.
Einleitung
Eine stabile, sichere und effiziente Infrastruktur ist von überragender Bedeutung für die Innovationsfähigkeit und die Dynamik in der Informations- und Telekommunikationswirtschaft. Domains und Top-Level-Domains (TLDs), d. h. die höchsten Hierarchiestufen von Domains, sind ein wichtiger Teil dieser Infrastruktur. Mit der deutschen Top-Level-Domain „.de” betreibt die Privatwirtschaft die weltweit mit Abstand erfolgreichste Top-Level-Domain auf Länderebene. Unterhalb von „.de” sind fast 11 Millionen Domains registriert.
Geschichte des DNS
Bei der Einführung der so genannten Country Code-TLDs (ccTLDs) Mitte der 80er Jahre hat sich der Vater des DNS, Jon Postel, nicht an der Liste der Mitgliedsstaaten des Systems der Vereinten Nationen orientiert, sondern an der ISO 3166-Liste, die neben Ländern auch nicht genauer definierte „Territorien” enthält. Dies hat zu gewissen Ungereimtheiten bei TLDs mit einem geographischen Bezug geführt. So hat z.B. die zum Vereinigten Königreich gehörende „Isle of Man” eine eigene TLD (.im), während Schottland und Wales oder London und Liverpool im gegenwärtigen DNS über keine eigene TLD verfügen.
Deutschland bei Domainregistrierungen weltweit an der Spitze
Neben den fast 11 Millionen .de-Domains haben deutsche Bürger und Unternehmen eine Vielzahl von Domains unter anderen TLDs wie etwa .com, .info oder .eu registriert, oftmals, um dem erwähnten Mangel auszuweichen. Das führt beispielsweise dazu, dass der Landkreis Rosenheim eine Vereinbarung mit den Betreibern der Top Level Domain für Rumänien (.ro) getroffen haben, um diese Domainendung für die Internetangebote der öffentlichen Verwaltung zu nutzen (www.stadt.ro – Stadt Rosenheim, 60.000 Einwohner).
Trend zu Regionalisierung
Nachdem das Internet zuerst auf den globalen Markt ausgerichtet war, zeigen weltweite Trends eine zunehmende Adressierung und Wahrnehmung regionaler Kunden und Märkte. Das bietet Chancen insbesondere für lokale und regionale Gemeinschaften wie Bundesländer und Städte, sich wirtschaftlich und kulturell zu stärken.
Eine Statistik des Internet Systems Consortium (ISC) belegt, dass z.B. eine Stadt wie Berlin weitaus mehr Domainregistrierungen verzeichnet als über 150 Länder, die über eine eigene Top-Level-Domain verfügen. Dennoch haben bislang haben weder Berlin noch andere Metropolen oder vergleichbar große Regionen eine eigene Top-Level- Domain.
Mit der Einführung von „.eu” für Europa, „.asia” für Asien und „.cat” für Katalonien wurden erstmals regionale Top-Level-Domains geschaffen und damit die Bedeutung länderübergreifender Wirtschafts- und Kulturräume für das Internet gewürdigt. In die gleiche Richtung weisen die weltweit zunehmende Unterstützung von Umlauten und von anderen Schriften im Rahmen der Internetadressierung. All diese Maßnahmen öffnen das Internet für weitere Gruppen, sie öffnen neue Märkte, tragen aber auch zur Entwicklung und Förderung dieser Regionen bei.
Erweiterung des DNS durch ICANN
Die Verwaltung und Regulierung des Domain Namen Systems (DNS) und darin einbezogen von Domains und Top-Level-Domains (TLDs) obliegt seit 1999 einer unabhängigen, internationalen und in Kalifornien angesiedelten privatwirtschaftlichen Institution, der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN). ICANN hat einen Prozess eingeleitet, der auf die schrittweise Ausdehnung des DNS durch die Einführung neuer Top Level Domains (TLDs) zielt.
Die Einführung neuer TLDs gehört seit Jahren zu den wichtigsten Aufgaben der ICANN. Anlässlich der in diesem Zusammenhang erfolgten Anhörungen hat sich eine große Mehrheit der weltweiten Internetgemeinschaft für eine deutliche Ausweitung des Adressraums in Form neuer Top-Level-Domains ausgesprochen. Einer sukzessiven Einführung neuer, auch regionaler TLDs steht technisch wie administrativ nichts im Wege. Dies gilt auch für eine Erweiterung um die Verwendung von Umlauten und anderen Schriftarten.
Insbesondere der semantische, d. h. sinn- und bedeutungsvolle Charakter von Top- Level-Domains mit dem Namen einer Region schafft für die betroffenen Gebietskörperschaften einen langfristigen und wirtschaftlich relevanten Standortvorteil im nationalen und globalen Wettbewerb um Ressourcen und stiftet Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl für die jeweilige Region.
Neuer Raum mit GeoTLDs
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum Metropolen wie Tokyo, New York oder auch Berlin, die von der Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft her viele Nationalstaaten übertreffen, einen besonderen Bedarf an einem eigenen Internet-Adressraum haben. Mit diesen so genannten GeoTLDs, also Top-Level-Domains mit geographischen oder geopolitischen Begriffen wie .berlin, .bayern oder .galicia, können die jeweiligen Regionen eine eigene Identität im Internet entwickeln, die besonders für Bürger und Unternehmen neue Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Initiativen wie die Berliner dotBERLIN GmbH & Co. KG bereiten ihre Bewerbung um die neue Top-Level-Domains wie .berlin vor. Das Unternehmen hat mit seiner Initiative weltweit einen Anstoß für sinnvolle Erweiterungen des knappen Internet-Adressraums gegeben und zählt mit anderen Initiativen wie .nyc (New York City, USA) oder .paris zu den treibenden Kräften für diese neue Kategorie von Top-Level-Domains.