Das nun fast vergangene Jahr war aus Sicht der Domainindustrie ein aufregendes, so einiges ist passiert. Einiges Überraschendes und Unerwartetes geschah, und anderes, erwartetes, dann doch nicht. Ob man es hätte kommen sehen können ist die große Frage, aber verfolgen Sie selbst unseren kleinen Jahresrückblick.
- Keine Rekorddomains: Die offiziell am teuersten verkaufte Domain in diesem Jahr war bislang Toys.com, die für nur US$ 5,1 Mio. den Besitzer wechselte. Russia.com findet für US$ 1,5 Mio einen neuen Eigentümer, wir dürfen gespannt sein, wer das ist.
- Die Grenze von 120 Millionen gTLD-Domains wurde diese Woche erreicht, dabei hat sich das Wachstum aber von 11% noch in 2008 auf rund 6% in 2009 verlangsamt. Auch hier wird ein wenig Krise sichtbar.
- Das UDRP-Verfahren feiert sein 10-jähriges Bestehen mit mehr als 16.000 Disputes und über 10.000 übertragenen Domains. Relativ zu den steigenden Domainzahlen sinkt jedoch der UDRP-Anteil, genug zu tun gibt es aber trotzdem, eventuell kommt mit den neuen gTLDs noch das URS und andere Verfahren auf die WIPO zu.
- DENIC und NEUSTAR entlassen 1- und 2‑stellige Domains in die Freiheit, allein die zig-tausend .de-Domains werden schon mit einem Marktwert von über € 10 Millionen vor Beginn der Registrierungen gehandelt. Spitzenreiter bei .de ist www.tv.de, für die € 480.000 geboten werden. Für www.e.biz werden US$ 66.000 Verkaufserlös berichtet.
- Das Subdomain-Level-Modell, wie es fast alle ehemaligen Commonwealth-Staaten fahren, wie z.B. .uk, .au oder .az stirbt langsam aber sicher, Mexiko (.mx), Tunesien (.tn) und Kamerun (.cm) schwenken auf den 2nd-Level. IDNs und Umlaute gibt es bei .eu, .bg, .sg und .name.
- Unternehmen schwenken vom Halten großer defensiver Domainportfolios um auf ein aggressives Monitoring und Durchsetzen von Rechtsverletzungen. Möglicherweise steht dies schon in Zusammenhang mit den neuen .brand TLDs.
- Auf massiven politischen Druck hinter den Kulissen und von verschiedenen Staaten gestellten Ultimaten ebnet ICANN überraschend schnell den Weg für eine chinesisch-sprachige Variante von .china, eine kyrillische Variante von .ru und eine .ägypten in arabischen Schriftzeichen. Die Sunrise für .ru startet bereits 2 Wochen nach Bewerbungsstart für die IDN ccTLDs.
- Eines der Zugeständnisse, das ICANNs neuer CEO Rod Beckstom gegenüber der US-Regierung bei der Verlängerung der gegenseitigen Beziehungen scheinbar machen musste, scheint die Verzögerung der Einführung neuer gTLDs zu sein. Durchgesetzt haben sich hier vor allem die Sicherheitsbedenken gegenüber den neuen TLDs, vor allem denen mit IDNs. Der Widerspruch zu der oben berichteten Einführung von IDN ccTLDs ist noch nicht geklärt.
- Zuguterletzt sei der Launch des alterativen GoogleDNS erwähnt. Da DNS auch immer mit Top-Level-Domains zu tun hat, sollten wir das Thema im Auge behalten.
Was können wir von 2010 erwarten? – Ein furchtloser Blick in die Zukunft.
- Weniger als ein Dutzend IDN Top-Level-Domains werden ihren Dienst aufnehmen, eine Führungsrolle werden dabei sicherlich China, Russland und Ägypten spielen.
- Das GoogleDNS wird größeren Anklang finden, und es würde mich nicht wundern, wenn Google eine eigene .g oder .google als gTLD beantragt, diese aber schon einmal vorher über das eigene DNS laufen lässt.
- Gegen Ende des Jahres wird ICANN das Bewerbungsfenster für neue gTLDs öffnen, vielleicht auch, weil man bei ICANN gemerkt hat, dass die Markenrechtinhaber in der Vergangenheit ein falsches Spiel gespielt haben: Offiziell gegen neue TLDs wettern, aber hinten herum klammheimlich eigene .brand TLDs vorbereiten.
- ccTLDs und gTLDs kommen einander näher: Die ccNSO wird, unterstützt von Regierungsvertretern, fordern, dass auch geographische TLDs in die Einflusssphäre der ccNSO gelangen. Schwierig wird es zudem bei gTLD-Bewerbungen für Strings wie .usa oder .arab; sind dies nun gTLDs oder ccTLDs? Wir denken jedenfalls, dass die ccNSO ihren Einfluss bei ICANN ganz erheblich vergrößern wird.
Am Ende des Jahres 2010 werden wir wieder sagen können: Einige Überraschungen, einiges was wir erwartetet haben und Dinge die komplett neu auf der Tagesordnung erscheinen. Willkommen 2010!