Die inter­na­tio­na­le Tou­ris­mus­bör­se ITB fand bereits im März die­sen Jah­res zum 52. Mal in Ber­lin statt. Wir haben geschaut, wie geo­gra­fi­sche Inter­net-Endun­gen, kurz geoTLDs, für Stand­ort­mar­ke­ting genutzt werden.

Der Punkt hat Kon­junk­tur – nicht nur in Internetadressen

Gleich zu Beginn mei­nes Besu­ches stell­te ich fest, dass Punk­te ger­ne als Bestand­teil von Mar­ken­na­men und Wer­be­slo­gans genutzt wer­den. Auch wenn sie über­haupt kei­ne Funk­ti­on aus­üben. Bereits letz­tes Jahr begeg­ne­te ich ver­meint­li­chen Inter­net­adres­sen wie www.ta.sh oder www.friesland.en, die inter­es­sier­te Besu­cher aller­dings mit­nich­ten an ihr Ziel führ­ten. Wäh­rend www.ta.sh zum Ver­kauf steht, gibt es .en als Inter­net­adres­sen­dung gar nicht. Mög­li­che Besu­cher Fries­lands wer­den es also schwer haben, ihr Rei­se­ziel im Netz zu finden.

Beson­ders auf­fäl­lig in die­sem Jahr: Städ­te und Regio­nen set­zen Punk­te zwi­schen Wör­ter, um ihre Slo­gans als Inter­net­adres­sen zu „ver­klei­den“. Bei­spie­le hier­für sind etwa die Schlag­wor­te „MUSEUM.VIELFALT.FULDA“, mit denen die Muse­en in Ful­da für sich wer­ben oder Essens Wer­be­spruch „ESSEN.CITYGUIDE“. Ob die­ser Trend durch die fort­schrei­ten­de Digi­ta­li­sie­rung der Tou­ris­mus­bran­che aus­ge­löst wur­de? Bes­ser wäre es jeden­falls gewe­sen, die Esse­ner hät­ten sich für den Slo­gan „(WWW.)ESSEN.GUIDE“ ent­schie­den. Hier­bei han­delt es sich näm­lich tat­säch­lich um eine Inter­net­adres­se, hin­ter der sich vie­le inter­es­san­te Infor­ma­tio­nen für Ein­woh­ner und Tou­ris­ten verbergen.

Geo­gra­fi­sche Inter­net-Endun­gen – international

Das Inter­net­adres­sen mit geo­gra­fi­schen Endun­gen her­vor­ra­gend für Städ­te oder Regio­nen funk­tio­nie­ren, zei­gen die Bei­spie­le, die ich bei mei­nem Rund­gang durch die Mes­se­hal­len ent­deckt habe: In der ers­ten Hal­le traf ich auf Vero­ni­que aus Col­mar (im Elsass), die von „ihrer“ .alsace-Endung ganz begeis­tert war. Inter­es­san­ter­wei­se nut­zen die Elsäs­ser mit http://adt.alsace ihre geo­gra­fi­sche Endung haupt­säch­lich für die E‑Mail-Kom­mu­ni­ka­ti­on, für ihre offi­zi­el­le Web­sei­te aber eine .com-Endung. Wie es scheint ist .alsace also eher für den „ein­hei­mi­schen“ Gebrauch reserviert.

Geo­gra­fi­sche Inter­net-Endun­gen – Aus dem euro­päi­schen Raum

Am Stand des spa­ni­schen Bas­ken­lands stell­te ich erfreut fest, dass groß mit https://tourism.euskadi.eus, der Web­sei­te des offi­zi­el­len Tou­ris­mus­por­tals, gewor­ben wird. Auch auf eini­gen Wer­be­ma­te­ria­li­en fan­den sich .eus-Inter­net­adres­sen. Die Endung .eus steht übri­gens für „eus­ka­ra“ und bedeu­tet über­setzt „bas­ki­sche Spra­che“. Das im Nord­we­sen Spa­ni­ens gele­ge­ne Gali­ci­en über­zeug­te eben­falls mit sei­ner digi­ta­len Iden­ti­tät. Die Inter­net­adres­se www.turismo.gal wid­met sich ganz und gar tou­ris­ti­schen Bedürf­nis­sen. Als Beson­der­heit öff­net sich die Web­sei­te von selbst in der Spra­che des Lan­des, von dem aus sie auf­ge­ru­fen wird. Die Ver­tre­ter am Stand erzähl­ten mir, dass sie sehr stolz auf „ihre“ Inter­net­adres­se sei­en. Besu­cher schei­nen sehr neu­gie­rig zu sei­en, wie eine geo­gra­fi­sche Endung mög­lich sei. Eine Men­ge Inter­net­adres­sen ent­deck­te ich außer­dem am Stand der Kata­la­nen: www.visitmataro.cat, www.visitcalles.cat, www.ajrubi.cat, www.visitterrassa.cat und www.turismesantcugat.cat zeig­ten mir, dass .cat ger­ne genutzt wird.

Nach­dem ich eine Wei­le unter­wegs gewe­sen war, wur­de ich in den Hal­len 10 und 11 erneut wie­der fün­dig. Die Brüs­se­ler ver­sa­hen ihren gesam­ten Aus­stel­lungs­be­reich mit Inter­net­adres­sen, die auf .brussels ende­ten – etwa www.visit.brussels, www.be.brussels, www.spbr.brussels, www.1819.brussels oder www.invest-export.brussels. Der Stand­ort­ma­na­ger und sei­ne Kol­le­gen erzähl­ten mir, dass die geo­gra­fi­sche Endung eine groß­ar­ti­ge Gele­gen­heit sei, Brüs­sel als Mar­ke zu kom­mu­ni­zie­ren. Mit einem klei­nen Stand war auch Gent anwe­send und lud vor allem dazu ein, sich des­sen kul­tu­rel­le Viel­falt ein­mal näher anzu­se­hen. Die Leu­te am Stand sag­ten mir, dass sie sich mit www.stad.gent ver­stärkt auf den Aus­tausch per Mail kon­zen­trie­ren wollen. 

Geo­gra­fi­sche Inter­net-Endun­gen – Aus dem ame­ri­ka­ni­schen Raum

Am bra­si­lia­ni­schen Aus­stel­lungs­stand fand ich schnell, wonach ich such­te: www.visit.rio, die Inter­net­adres­se von Rio de Janei­ros gro­ßer Wer­be­kam­pa­gne. Beson­ders gefiel mir hier, dass sowohl www.visit.rio als auch wei­te­re .rio-Inter­net­adres­sen auf den gesam­ten Wer­be­ma­te­ria­li­en zu fin­den waren. Eine ande­re inter­es­san­te Inter­net­adres­se, die ich am Stand ent­deck­te, war www.visitriodejaneiro.city.

Auf ein wei­te­res schö­nes Bei­spiel stieß ich bei den New Yor­kern. Gene­rell ist es an den Aus­stel­lungs­stän­den der ITB oft schwie­rig, Ver­tre­ter des offi­zi­el­len Stand­ort­mar­ke­tings aus­fin­dig zu machen. Statt­des­sen trifft man auf Hotel­be­trei­ber, Reis­ver­an­stal­ter oder ande­re Dienst­leis­ter. Umso schö­ner ist es, wenn man auch bei die­sen Bei­spie­le fin­det, wie geo­gra­fi­sche Inter­net-Endun­gen zum Ein­satz kom­men. So kam ich etwa mit dem Ver­tre­ter einer Fir­ma ins Gespräch, der in New York Fahr­rä­der ver­mie­tet. Im Inter­net wirbt die Fir­ma mit www.bikerent.nyc. Er war ganz erstaunt dar­über, dass ich mich so sehr für sei­ne Inter­net­adres­se interessierte.

Geo­gra­fi­sche Inter­net-Endun­gen in Deutschland

Bei den deut­schen geo­gra­fi­schen Inter­net-Endun­gen (auch geoTLDs) wur­de ich als ers­tes am Stand der Ham­bur­ger fün­dig: www.hafengeburtstag.hamburg. Mit die­ser Inter­net­adres­se wur­de dort auf den 829. Geburts­tags des renom­mier­ten Hafens auf­merk­sam gemacht. Mit zahl­rei­chen Adres­sen waren auch das Ruhr­ge­biet und Köln ver­tre­ten: www.visit.koeln, www.yeswecancan.koeln, www.kunstgebiet.ruhr, www.metropole.ruhr, www.tagdertrinkhallen.ruhr und www.radrevier.ruhr sind nur eini­ge der Beispiele.

Groß in der Nut­zung sei­ner Inter­net-Endung zeig­te sich auch Deutsch­lands kleins­tes Bun­des­land. Im Saar­land kommt die geoTLD in deutsch­spra­chi­gen Inter­net­adres­sen wie www.urlaub.saarland oder www.willkommen.saarland zum Ein­satz. Des Wei­te­ren wer­den die Inter­net­adres­sen auch für inter­na­tio­na­le Ziel­grup­pen ver­wen­det, wie bei­spiels­wei­se bei www.tostay.saarland und www.card.saarland.

Weil Ber­lin Gast­ge­ber der ITB ist, sind tra­di­tio­nell vie­le Ber­li­ner Tou­ris­tik­un­ter­neh­men anwe­send. Auch in die­sem Jahr domi­nier­te die Kam­pa­gne von visit­Ber­lin, Ber­lins offi­zi­el­ler Stadt­mar­ke­ting­agen­tur, mit ihrer Inter­net­adres­se www.365–24.berlin. Auf­fäl­lig war auch www.berlin-stars.berlin, die Inter­net­adres­se einer Koope­ra­ti­on von 16 gro­ßen Tou­ris­ten­at­trak­tio­nen. In die­sem Jahr gab es außer­dem eini­ge Neu­lin­ge zu ent­de­cken, bei­spiels­wei­se www.ber.berlin, die Inter­net­adres­se des lang ersehn­ten neu­en Flug­ha­fens. Auch die Web­sei­te, www.ost.berlin die sich mit der Geschich­te der „Haupt­stadt der DDR“ beschäf­tigt, war vertreten.

Das von Ster­nen­gu­ckern gelieb­te Pla­ne­ta­ri­um wird mit www.planetarium.berlin bewor­ben. Die ver­schie­de­nen Attrak­tio­nen des Muse­ums für Natur­kun­de sind unter www.naturkundemuseum.berlin zu fin­den. Wei­te­re Bei­spie­le für den Ein­satz von geoTLDs sind www.wall.berlin, www.collectorsclub.berlin, www.sft.berlin, sowie die www.itb.berlin. Beson­ders gefal­len hat mir mit www.ueberland.berlin die Web­sei­te eines Ber­li­ner Spe­zia­lis­ten für Gruppenreisen.

Fazit

Nach mei­nem Besuch auf der ITB lässt sich nicht von der Hand wei­sen, dass die Tou­ris­mus­in­dus­trie auch in die­sem Jahr noch stark von .com-Inter­net­adres­sen geprägt ist. Aller­dings konn­te ich auch vie­le Neu­lin­ge ent­de­cken, die geo­gra­fi­sche Inter­net-Endun­gen nut­zen und bin daher über­zeugt davon, dass geoTLDs nach und nach einen fes­ten Platz im Mar­ke­ting von Städ­ten und Regio­nen ein­neh­men werden.