Das 39. ICANN Meeting in Cartagena, Kolumbien, ist am Freitag mit einem signifikanten Fortschritt, aber noch keiner endgültigen Festlegung auf den Startzeitpunkt der Einführung neuer generischer Top-Level-Domains zu Ende gegangen.
Die Diskussionen zu zentralen Themen des Bewerberhandbuchs (Applicant Guidebook) wie dem Schutz von Markenrechten und den technischen und wirtschaftlichen Auswirkungen hat das ICANN-Board per Beschluss beendet. Ausstehend ist eine weitere Diskussion u.a. zum Schutz geographischer Namen mit dem Regierungsvertretergremium GAC, die auf einem speziellen gemeinsamen Arbeitsmeeting im Februar zu abschließenden Ergebnissen führen soll.
Der Bewerbungsstart dürfte sich damit nur um maximal 4–8 Wochen verzögern, was auch der Dramaturgie des gesamten Prozesses entgegenkommt. So könnte ICANN CEO und President Rod Beckstrom beim kommenden Meeting in San Francisco (13.–18. März) vor einem weltweiten Publikum die Erfüllung von drei wichtigen Aufgaben seiner bislang einjährigen Tätigkeit vortragen können: Der Abschluss eines neuen Vertrages mit der US-Regierung (Affirmation of Committments, AoC), die Einführung der IDN ccTLDs in zahlreichen neuen Sprachen sowie den Start einer neuen Runde für gTLDs. Zudem kann dann auch die gesamte Silicon Valley-Community den Startschuss für neue TLDs vor der Haustür mit verfolgen und investieren. Rod Beckstrom hat sein zentralen Wohn- und Bürositz übrigens auch im Silicon Valley. Auch der Chairman des ICANN-Direktoriums Peter Dengate-Thrush dürfte vor dem Auslaufen seines Vertrags darauf Wert legen, dass er dafür gesorgt hat, dass der Namensraum im Internet endlich so erweitert werden kann wie es ICANN’s Mission vorsieht.
Meine Rede im Public Forum zum Thema reihte sich in ein Konzert von Forderungen ein, die das ICANN-Board dann am nächsten Tag zumindest teilweise erfüllte:
„Good afternoon, ladies and gentlemen. My name is Dirk Krischenowski and I’m speaking on behalf of the dot Berlin top-level domain project. My first points regard the difference between wish and reality in the gTLD process. In ICANN’s bylaws, Section 2, Core Values, Paragraph 9 as written: „Acting with a speed that is responsive to the needs of the Internet …” While the number of domain names from the foundation of ICANN in 1998 to today has grown over 5,000% to more than 200 million domain names, the number of new gTLDs has been grown only around 14. 14 is not the speed of the Internet. Therefore, I call the board of directors to set free the power of the innovation of new TLDs with the introduction of new TLDs and approve the guidebook tomorrow on Friday.
My second point regards the applications for capital city names where we asked for a universal protection of capital city names against bad-faith actors. Even if we have the support of a non-objection letter from our government for dot Berlin, another applicant with a confusingly similar string to dot Berlin may direct dot Berlin into an auction. I think the provision of a universal protection of capital city names can easily be added with consent to the applicant guidebook.”
- http://cartagena39.icann.org/meetings/cartagena2010/transcript-public-forum-09dec10-en.txt
- http://www.heise.de/newsticker/meldung/Wirtschaftsministerium-Nachbesserungen-am-Verfahren-zur-Zulassung-neuer-TLD-notwendig-1147630.html
- http://www.heise.de/newsticker/meldung/ICANN-Vorsicht-ist-die-Mutter-der-DNS-Erweiterung-1148970.html
- http://www.heise.de/newsticker/meldung/ICANN-beugt-sich-dem-Druck-der-Regierungen-1151599.html